BVF Symposium 2025 in Trier – eine beeindruckende Vielfalt an Lösungen für die Gebäude der Zukunft

Vortragende des BVF Symposiums 2025 v.l.n.r. Antje Vargas (GeoClimaDesign AG), Ulrich Stahl (Vorstandsvorsitzender BVF eV/Schmöle GmbH), Axel Grimm (BVF eV), Prof. Dr.-Ing. habil Joachim Seifert (TU Dresden), Birke Schröter (RPTU Kaiserslautern), Daniel Schuschan (mfh systems GmbH), André Scheuring-Mazarin (Lindner GFT GmbH), Prof. Dr.-Ing. Harald Garrecht , Michael Muerköster (Danfoss GmbH)

„Heizen, Kühlen und Speichern: Nachhaltige Systeme für die Gebäude der Zukunft“ unter diesem Leitthema hat der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V. (BVF) zum diesjährigen BVF Symposium eingeladen. Der Branchentreff bot nicht nur ausgiebige Gelegenheiten zum Netzwerken, sondern zeigte am 12. und 13. November 2025 Fachleuten aus Industrie, Wissenschaft und Handwerk in Trier was für die kommenden Jahre auf den Agenden stehen muss.

Bereits seit 1971 vertritt der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V. sowohl Unternehmen aus dem Bereich wassergeführte Flächenheiz- und -kühlsysteme, als auch Unternehmen aus dem Bereich elektrische Flächenheizsysteme. Es behandelt alljährlich aktuelle Themen aus Forschung, Praxis und Politik, und ist gleichzeitig eines der wichtigsten Netzwerkevents der Branche. Beim traditionellen Get together am Vorabend in der Orangerie von NELL’s Parkhotel ging es schnell in den Austausch unter Fachkolleg*innen und wo lässt sich das besser umsetzen, als bei einem leckeren Abendessen und einer Weinverkostung?!

Am Folgetag begrüßte der BVF Vorstandsvorsitzende Ulrich Stahl die Teilnehmenden mit einleitenden Worten und dem Hinweis, dass das Thema Niedertemperatur und Flächenheizung gut besetzt sei, Zukunftsthema wird aber die Kombination Heizen + Kühlen sein, denn durch den Klimawandel wird das Kühlen in den immer heißer werdenden Sommern die Herausforderung sein. Die Vorteile der Flächenkühlung in Verbindung mit Wärmepumpen und erneuerbaren Energien sind ein weiterer Pluspunkt für die im BVF vertretenen Technologien. Abschließend beschwört er den Branchenkonsens, dass eine Rücknahme des GEG nicht zielführend sei, sondern eine konstruktive Vereinfachung zur Förderung der energetischen Sanierung hilfreich wäre.

Kunsthistoriker Jens Baumeister führt im Anschluss aus, dass bereits die Römer Fußboden, Wand- und Deckenheizungen hatten, allerdings führten diese oftmals zu Bodentemperaturen von 100 Grad, so dass die berühmten römischen Sandalen durchaus einen praktischen Zweck auch im Haus erfüllt haben. Darüber hinaus besaßen auch die Römer schon Normen und Regelwerke, die dazu führten, dass Bauwerke wie Badehäuser überall dort, wo Römer lebten identisch gebaut und genutzt werden konnten. Ein Vorteil, den auch die heutigen Normen und Regeln – zumindest in Teilen – ermöglichen.

Mit Prof. Dr.-Ing. Harald Garrecht und seinem Projekt „CO₂-neutrales Welterbe Speicherstadt Hamburg“ wurde es dann direkt praxis- und zukunftsorientiert. Das Projekt der energetischen Sanierung der Speicherstadt steht vor mehreren Herausforderungen. Alte Bestandsnetze sind in der Regel nicht sehr belastbar, d.h. eine hohe Autarkie ist gefordert. Hierfür ist eine Aktivierung des Daches zur Strom- und Wärmeerzeugung notwendig, die vom Denkmalschutz genehmigt wird sowie eine großvolumige Speichermöglichkeit, für die geeigneter Platz vorhanden sein muss. Schnell wurde klar, ohne Flächenheizungen als Niedertemperatursystem geht es nicht, denn diese ermöglichen sogar den Einsatz der Energie aus den Übergangsphasen der Eisspeicher und das Erreichen der Zielgröße, dass 1 m² Dachfläche 5 m² Nutzfläche versorgt. Er setzt die wassergeführte Flächenheizung zur Deckung der Grundlast ein, und nutzt auch elektrische Flächenheizungen zur Abdeckung der Lastspitzen, eine spannende Kombination insbesondere in der Hansestadt Hamburg.

Prof. Dr.-Ing. habil. Joachim Seifert von der TU Dresden berichtete danach zur energetischen Aktivierung des Gebäudebestands als thermischer Speicher. Für die Energieversorgung mit erneuerbaren Energien werden Speicher immer wichtiger, um die Schwankungen zwischen Angebot und Nachfrage auszugleichen. In den Gebäuden bieten sich hier die Pufferspeicher der Heizungs- und Warmwasseranlagen an, da diese gezielt Energie aufnehmen und abgeben können. Die Aktivierung der Gebäudemasse im strengen Sinn kann allerdings nicht als Speicher gewertet werden, da die dort gespeicherte Energie/Wärme nicht kontrolliert abgegeben werden kann, jedoch sei sie eine wertvolle und kostengünstige Flexibilitätssteigerung für die Entlastung der Netze.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum unterstreichen sowohl Prof. Garrecht – resultierend aus dem vorgestellten Projekt – als auch Prof. Seifert die Relevanz der Kopplung wassergeführter und elektrischer Systeme, um sowohl Grundlast als auch Spitzenlast kostengünstig und effizient abdecken zu können.

Im Anschluss präsentierten die BVF-Mitglieder Lindner GFT GmbH und GeoClimaDesign AG aktuelle Impulse und Aktivitäten zur nachhaltigen Nutzung von Flächenheiz- und -kühlsystemen. Lindner GFT ist aktiv im zirkulären Bauen mit Gipskartonplatten. Im Vortrag von André Scheuring-Mazarin wurden sowohl der Prozess von Rückbau und Rückführung ins Werk als auch die Wiederaufbereitung im Werk detailliert aufgezeigt. Antje Vargas von GeoClimaDesign betrachtete den Aspekt Nachhaltigkeit aus einem anderen Blickwinkel und unterteilte ihn in die Teilbereiche Langlebigkeit, Materialeffizienz und Gesundheit.

Michael Muerköster von der Danfoss GmbH gibt in seinem Vortrag einen Ausblick für die elektrische Flächenheizung im Hinblick auf die GEG Novelle 2026, hier wird Ende 2025 das Eckpunktepapier der Bundesregierung mit Spannung erwartet. Ab 2026 stehen wichtige politische Änderungen an, da auch die EU-Gebäuderichtlinie EPBD in nationales Recht überführt werden muss. Studien, wie das BfEE-Gutachten, welches der Bundesregierung als Grundlage zur GEG Novellierung vorliegt, zeigen, dass strombasierte Direktheizungen weiterhin sinnvoll und wirtschaftlich eingesetzt werden können, insbesondere in Kombination mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und PV. Zudem weist die IINAS-Studie 2025 auf die Notwendigkeit hin, den Primärenergiefaktor im GEG zu aktualisieren, was das Heizen mit Strom weiter begünstigen könnte.

Birke Schröter, M.Sc. (RPTU Kaiserslautern) präsentiert die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Thermisch aktivierte Wandflächen“. Dabei wurde in der Studie nicht nur die Behaglichkeit von thermisch aktivierten Wandflächen, sondern auch von Fußboden- und Deckensystemen untersucht. In Probandenversuchen wurde dabei das Behaglichkeitsempfinden im Heizfall und im Kühlfall abgefragt. Dabei lagen die Ergebnisse der Untersuchung über den Rechenwerten der Behaglichkeitsmodelle PMV und UCB, die für alle Arten der Wärmeübergabe seit Jahren angewendet werden. Die Probanden bewerteten damit die thermische Behaglichkeit in der Realität besser als die bestehenden Rechenmodelle. Die gleichmäßige Wärmeabgabe über die großen Flächen Fußboden, Wand oder Decke mindert die Temperaturunterschiede im Raum und dies könnte zu der positiven Bewertung geführt haben. In weiteren Versuchen wurde auch ein Vergleich von Flächenkühlungen mit anderen Arten der Kühlung durchgeführt. Auch hier wurden positive Ergebnisse erzielt, so dass erneut die hohe thermische Behaglichkeit für die Menschen unter Beweis gestellt wurde.

Prof. Dr.-Ing. habil. Joachim Seifert stellte im Anschluss Ergebnisse aus der BVF Studie ‚Potentiale von Flächenheizungen‘ vor. Dabei wurden Gebäude verschiedener Baualtersklassen mit Wärmepumpen und Flächenheizung bzw. Heizkörpern verglichen. Der Energieverbrauch der Gebäude mit Flächenheizung war dabei immer niedriger als mit Heizkörpern. Bei kontinuierlicher Betriebsweise der Gebäude war der Energieverbrauch zwischen allen Bauarten der Flächenheizung praktisch gleich, was normativ derzeit noch nicht abgebildet ist. Auch die spannende Frage der energetischen Sanierung von Einfamilienhäusern wurde untersucht.  Hier wurden Gebäude aus den Jahren 1995 und 1960 energetisch saniert und mit einer Wärmepumpe ausgestattet. Die energetische Sanierung durch eine Fassadendämmung wurde dabei mit einer Nachrüstung durch eine Flächenheizung verglichen. Die Energieverbräuche der Gebäude wurden dann ermittelt und gegenüber gestellt. Für das Baujahr 1995 ergaben sich ähnliche Einsparungen beim Energieverbrauch, allerdings ist die Nachrüstung einer Flächenheizung bedeutend günstiger als eine Fassadendämmung. Für das Baujahr 1960 ergaben die Berechnungen, dass der Energieverbrauch durch eine Fassadendämmung stärker gesenkt werden konnte, allerdings braucht es über 30 Jahre bis die Mehrkosten im Vergleich zur Flächenheizung abdeckt werden können.

Ein zentrales Element der Veranstaltung ist die Verleihung des BVF Award 2025, mit dem besonders innovative Lösungen in der Flächenheizung und -kühlung ausgezeichnet werden und 2025 erstmalig auch nachhaltige Produkte und Projekte ausgezeichnet werden konnten.

Der BVF Award 2025 wurde in den Kategorien Kühl- und Heizdeckensysteme, elektrische Flächenheizungen, Innovation und Nachhaltigkeit vergeben.

Die Gewinner der BVF Awards 2025 und die Laudatoren: v.l.n.r. Andreas Piephans (mfh systems GmbH), Ulrich Stahl (Vorstandsvorsitzender BVF eV/Schmöle GmbH), Michael Muerköster (Vorstand BVF eV, Danfoss GmbH), Daniel Schuschan (mfh systems GmbH), Sven Kalbitzer (SANHA GmbH & Co. KG), Antje Vargas (GeoClimaDesign AG), Markus Schuster (DEVI by Danfoss), Matthias Frank (Lindner SE)
v.l.n.r. Andreas Piephans (mfh systems GmbH), Ulrich Stahl (Vorstandsvorsitzender BVF eV/Schmöle GmbH), Michael Muerköster (Vorstand BVF eV, Danfoss GmbH), Daniel Schuschan (mfh systems GmbH), Sven Kalbitzer (SANHA GmbH & Co. KG), Antje Vargas (GeoClimaDesign AG), Markus Schuster (DEVI by Danfoss), Matthias Frank (Lindner SE)

In der Kategorie: Kühl- und Heizdeckensysteme wurde die energetische Sanierung der Gerhard-Goßmann Grundschule mit einer Klimadecke durch das Unternehmen GeoClimaDesign AG ausgezeichnet. In den letzten Jahren wurde die Grundschule in Fürstenwalde/Spree energetisch saniert. Die Sanierung des Gebäudes aus den 1950er Jahren sollte mit einer möglichst wirtschaftlichen und energiesparenden Investition umgesetzt werden. Statt einer vollständigen Dämmung der Gebäudehülle entschied sich die Stadt für eine punktgenaue Abstimmung von Dämmmaßnahmen und anlagentechnischen Maßnahmen. Die Klimadecke mit ihren geringen Systemtemperaturen sorgt neben dem Effizienzpotential für den Anlagenwirkungsgrad auch für die Senkung der Verluste an Außenwand und Fenster. In diesem Projekt konnte der reale Energieverbrauch des Gebäudes um 45% abgesenkt werden. Zudem wurde die Wärmeversorgung des Gebäudes auf ein Niedertemperatursystem umgestellt und damit wurde die Basis für den effizienten Einsatz einer Wärmepumpe gesetzt. Die Umrüstung auf eine Wärmepumpe ist bereits in Planung.

In der Kategorie: Elektrische Flächenheizung wurde ein ALL ELECTRIC HOUSE von der mfh systems GmbH ausgezeichnet. Das Objekt beinhaltet die umfassende energetische Sanierung eines Haupthauses, die sich über das Erdgeschoss und teilweise über das erste Obergeschoss erstreckt. Das zweite Obergeschoss wurde komplett neu aufgestockt, um weiteren Wohnraum zu schaffen. Zusätzlich entstand ein neues Doppelhaus als Nebengebäude. Um die Energieeffizienz des gesamten Projekts zu maximieren, ließ der Bauherr eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 156 kWp installieren, ergänzt durch einen entsprechend großen Stromspeicher. Ein zentrales Anliegen des Bauherrn ist es, einen hohen Autarkiegrad zu erreichen und somit weitgehend unabhängig von externen Energieversorgern zu sein. Dieses Ziel wird durch eine Kombination aus energetischer Sanierung, Neubau (beides im Effizienzhaus 55 EE Standard) und Nutzung erneuerbarer Energien konsequent verfolgt. Die Beheizung erfolgt komplett über eine elektrische Fußbodenheizung in Trockenbauweise. Das Gebäude mit 1300qm Gesamtfläche konnte im ersten Betriebsjahr die Kosten der zugekauften Energie komplett durch die Einspeisevergütung decken. Dies umfasste Heizung, Warmwasser, Haushaltsstrom und E-Mobilität.

In der Kategorie: Innovation wurde das Konzept BiGreen – Building Integrated Green Edge cloud Native der Lindner SE ausgezeichnet. Mit BiGreen wurde ein modulares Edge-Cloud-Computing-System entwickelt, welches nahtlos in die Gebäudetechnik von Neubauten und Bestandsgebäuden integriert werden kann, um die entstehende Abwärme vor Ort zur Deckung des Wärmebedarfs zu nutzen. Das BiGreen Modul hat sich auf die effiziente Wärmeauskopplung aus Serverabwärme spezialisiert und findet in Verbindung mit Flächenheizungssystemen seine ideale Anwendung. Diese erfolgreiche Verbindung gründet sich auf zentrale technische Synergien. Niedrige Betriebstemperaturen verlängern die Lebensdauer der Hardware und erhöhen die Standzeit. Flächenheizungen arbeiten auf einem geeigneten Temperaturniveau, um sowohl die Vorteile für die Serverkomponenten zu ermöglichen als auch eine effiziente Heizleistung zu liefern. Die Wärmeabgabe aus Rechenprozessen ist kontinuierlich und damit ideal für Flächenheizungen. Die Effizienz der Immersionskühlung erhöht sich mit abnehmenden Temperaturniveaus.

In der Kategorie: Nachhaltigkeit wurde DEVI by Danfoss für die die weltweit erste Cradle to Cradle Gold-zertifizierte Verpackung ausgezeichnet. DEVI by Danfoss ist eine Zusammenarbeit mit KLS PurePrint eingegangen, wo KLS PurePrint Verpackungen für eine Thermostatserie für elektrische Fußbodenheizungen herstellt – und diese Verpackung wird die weltweit erste Cradle to Cradle Gold-zertifizierte Verpackung sein, die auch kompostierbar ist. Zukünftig sollen weitere Verpackungen im Danfoss-Konzern auf dieses Konzept umgestellt werden.

Zum Ende des Symposiums zeigte sich Ulrich Stahl beeindruckt von der Vielzahl an technischen Möglichkeiten, die vorgestellt und diskutiert wurden. Das Symposium machte deutlich: Zukunftsfähige Gebäude brauchen vernetzte Lösungen – und die Branche arbeitet bereits intensiv daran.

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