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Das Beispiel Bledlow: Nachhaltige Flächenheizung von herotec in Kombination mit Tonziegeln

Außenansicht der Holy Trinity Church in Bledlow. Die Kirche wurde im 12./13. Jahrhundert erbaut und gilt als unverändert.In der kleinen englischen Ortschaft Bledlow wurde in der über Filme auch international bekannt gewordenen Kirche eine Wärmeverteilung über den Fußboden realisiert. Das System dazu kam aus Deutschland. Was für den Kirchenbau als ungewöhnliches Projekt gilt, kann auch im alltäglichen Eigenheim- und Nichtwohnungsbau richtungsweisend sein.

Manchmal muss man wieder in die Kirche gehen, um die Dinge neu zu sehen. So geschehen im englischen Bledlow. Das kleine Dorf liegt etwa auf halber Strecke zwischen Oxford und London. Bledlow hat eine malerische kleine Kirche. So malerisch und urenglisch, dass sie in der Vergangenheit des Öfteren als Filmkulisse diente, u. a. für Miss-Marple-Filme oder den Film „The Four Feathers“ aus dem Jahr 2002, in dem Heath Ledger noch die Hauptrolle spielte. Die „Holy Trinity Church“ stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert, wurde also im romanischen Stil erbaut, und sie ist bis heute weitgehend unverändert geblieben. Der Innenraum strahlt eine Art göttliche, weil ewige Ruhe aus, in der die Hektik des Alltags keine Chance hat. Wer die Kirche betritt, kommt zur Ruhe. Erfahrungsgemäß aber dann nicht lange, wenn es in der Kirche kalt ist. Doch diese Kirche hat seit kurzem tatsächlich eine Fußbodenheizung, die in der Konzeption ungewöhnlich ist.

Heizung und Ziegel aus Deutschland

Verlegung des herotec-Flächenheizungssystems tempusDRY.
Verlegung des herotec-Flächenheizungssystems tempusDRY.

Im Zuge einer umfassenden Sanierung des Kirchenbodens wurde hier jüngst eine Fußbodenheizung in Kombination mit einer Deckschicht aus Tonziegeln verbaut. Beides Material stammt aus Deutschland: Die Heizung lieferte der Flächenheizungsspezialist herotec GmbH aus Ahlen in Nordrhein-Westfalen, die Tonziegel kommen von der Tonality GmbH aus Weroth im Westerwald. Die beiden Unternehmen kamen in Bledlow über die Jupiter Underfloor Heating zusammen, eine Firma aus Chobham westlich von London, die seit fast 20 Jahren u. a. auf den Bau von Fußbodenheizungen in Kirchen spezialisiert ist. Die Macher bei Jupiter sind davon überzeugt, dass trocken installierte Systeme verträglicher sind als Nassgewerke wie Beton oder Zement, gerade bezogen auf historische Bausubstanz. Und außerdem werden damit die Bauprozesse beschleunigt.

Kirche war mal Trendsetter
Im Mittelalter war der Kirchenbau Trendsetter und Experimentallabor von Architekten und Bauingenieuren (Kirchenbaumeistern) sowie Technikern in Europa. Hier in Bledlow wird im Kleinen daran angeknüpft, indem ein System verwirklicht wurde, das sich auch auf Neubauten und bei Fußbodensanierungen im Allgemeinen übertragen lässt.

Äußerst raffinierte Speicherheizung

Auf die Flächenheizung werden Estrich-Tonziegel verlegt. Sie besitzen eine außerordentlich gute Wärmeleitfähigkeit
Auf die Flächenheizung werden Estrich-Tonziegel verlegt. Sie besitzen eine außerordentlich gute Wärmeleitfähigkeit

In Bledlow wurde das herotec-Fußbodenheizungssystem tempusDRY verbaut. Das Trockenbausystem in Bledlow ist noch aus EPS gefertigt, herotec favorisiert mittlerweile allerdings Systeme ohne EPS und bietet diese auch an. Die oberhalb des Systemelements befestigten Aluminiumbleche sorgen für die Wärmequerverteilung und des Weiteren für eine gute Begehbarkeit des Systems. Durch eine Omega-Rohrführung wird der sichere Halt des Rohres in der Platte gewährleistet. Die Lastverteilschicht kann in Trockenbauweise erstellt oder mit Estrichen nach DIN 18560 sowie Spachtelmasse ausgeführt werden. Aufgrund seiner geringen Längenausdehnung und der geringen Rückstellkraft empfiehlt herotec als Rohr ein Metall-Kunststoff-Verbundrohr (MKV-Rohr).
In Kombination mit Tonziegeln ergibt sich eine äußerst raffinierte Speicherheizung, weil das System sehr schnell auf Wärmeanforderungen reagiert und die Wärme lange im Fußboden hält. Die Tonality-Ziegel, die in Bledlow verbaut wurden, werden bei 1.200 °C gebrannt. Sie besitzen eine große Druck- und Biegefestigkeit, außerdem nehmen sie keine Feuchtigkeit auf und sind deshalb unempfindlich beim Einsatz in Feuchträumen.

Vielzahl an Möglichkeiten beim Bodenbelag
Die Estrichziegel schaffen als Lastverteilschicht eine Unterkonstruktion, auf der sämtliche Bodenbeläge verlegt werden können, Fliesen bis zu 1,20 x 1,20 m, Natursteinboden, alle Arten von Parkett, Massivholzdielen, Laminat, PVC, Teppich, Linoleum und Terrazzoboden. Die Tonality-Estrichziegel gibt es selbst als Bodenbelag, in Form von Designestrichziegeln. Diese sind größer als die Standardestrichziegel (L/B/H: 900x300x18 mm, im Vergleich dazu: L/B/H: 555x200x18 mm) und sie sind in vielen Gestaltungsvarianten zu haben, z. B. Optik Marmor, Travertin oder Beton, selbst Holzimitationen in Form von Eiche. Das Fugenbild lässt sich über dunkle oder helle Kleber variieren.

Aufwärmen erfolgt schnell
Der positive Effekt des Estrichziegels in Kombination mit einer Fußbodenheizung: die Wärmeleitfähigkeit und dazu die gleichmäßige Wärmeverteilung. Gesichert ist damit eine schnelle Regulierbarkeit des Heizsystems. Das Aufwärmen erfolgt schnell. Die Wärmeleitfähigkeit des Ziegels beträgt 1,30 W/mk. Herkömmliche Trockenestriche erreichen Werte zwischen 0,35 und 0,38 W/mk. Der Estrichziegel gibt damit die Wärme dreimal schneller an den Raum ab und kommt demnach auch mit niedrigeren Vorlauftemperaturen aus.

Nachhaltigkeit im Bau: Umdenken setzt ein
Gerade im Wohnungsbau offenbart sich hier noch viel Handlungsbedarf. Die heute geforderte Energieeffizienz, die dem Klimaschutz dienen soll, wird oftmals mit Verbundstoffen erkauft, die nur schwer wiederverwertet werden können. Das widerspricht dem C2C-Gedanken. Übersetzt so viel wie „von Wiege zu Wiege“, beschreibt „Cradle-to-Cradle“ (C2C) den Lebensverlauf eines Produkts, aber auch eines Gebäudes, von seiner Entstehung (Produktion) bis zu seinem Ende, bevor der Kreislauf der Stoffe von vorne beginnt, z. B. als Bestandteil eines anderen Produkts. Es geht bei C2C also um die Wiederverwendung von Ressourcen und nicht um deren Entsorgung, bei gleichzeitig möglichst kleinem ökologischem Fußabdruck, den ein Produkt oder ein Gebäude hinterlässt. Ein Umdenken hat hier z. B. über das „Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude“ (QNG) eingesetzt, welches im Falle einer Förderung nach KfW mittlerweile zur Pflicht geworden ist.

Perspektivisch gibt es eine klare Entwicklung
Vom Projekt in Bledlow abgesehen ist herotec einer der ersten Flächenheizungsanbieter am Markt, der das Thema C2C mit seinem kürzlich eingeführten System tempusDRY NATURE aufgreift. Es handelt sich um ein Trockenbausystem auf Basis des nachwachsenden Grundwerkstoffs Stroh, der zu gepressten Platten verarbeitet wird und der nach Firmenangaben anderen Trockenbausystemen technisch in nichts nachsteht. „Wir sehen die klare Entwicklung, dass sich auch die technische Gebäudeausstattung auf Sicht noch stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen muss und das auch in Form von Cradle-to-Cradle tun wird“, prognostiziert herotec-Geschäftsführer Thomas Heuser.

In Bledlow kommt vieles zusammen
Klimaschützer sprechen vom Kampf gegen den Klimawandel, andere würden von der Bewahrung der Schöpfung sprechen, Techniker von einer interessanten Fußbodenheizungs-Gesamtlösung in einem zudem sehr interessanten Projekt. So kommt hier vieles in Bledlow zusammen. „Wir sind sehr stolz darauf, Teil dieses Projekts zu sein, denn es waren schon sehr spezielle Voraussetzungen für uns an einem außerdem nicht sehr alltäglichen Ort“, resümiert Thomas Heuser zum Schluss, was irgendwie berechtigt ist.

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